Die Genfer Konventionen sind die zentrale Rechtsquelle des humanitären Völkerrechts und genießen durch deren weltweite Anerkennung globale Gültigkeit. Seit der Schaffung der Genfer Konventionen und der Ausarbeitung der Kommentare zu den Konventionen durch das Internationale Komitee des Roten Kreuzes ist viel Zeit vergangen und die Welt ist nicht mehr wie damals. Folglich hat sich das Internationale Komitee des Roten Kreuzes zum Ziel gesetzt, die Kommentare zu den Genfer Konventionen zu überarbeiten. Das zentrale Thema und der konkrete Arbeitsauftrag für die TeilnehmerInnen des Workshops war es daher, einen bestimmten Artikel der 4. Genfer Konvention genauer unter die Lupe zu nehmen sowie Ideen und Ansätze zur konkreten Ausgestaltung einer neuen Kommentierung zu erarbeiten.
Als Mitglied des Redaktionsausschusses des Internationalen Komitees des Roten Kreuzes konnte Richterin Prof. Dr. Liesbeth Lijnzaad sehr detaillierte Eindrücke in den Prozess der Ausarbeitung von Kommentaren geben. Nach einigen theoretischen Ausführungen war es für die TeilnehmerInnen an der Zeit, selbst in die Rolle eines Mitgliedes des Redaktionsausschusses zu schlüpfen. In Gruppen wurde jeweils ein Artikel analysiert und an Lösungsansätzen gearbeitet, die anschließend präsentiert wurden. Die TeilnehmerInnen mussten dabei zunächst einen Blick in die Konvention sowie auf deren „alte“ Kommentierung werfen, und sodann die aktuellen Gegebenheiten im Vergleich zur damaligen Zeit analysieren. All dies erfolgte vor dem Hintergrund, dass das Internationale Komitee des Roten Kreuzes lediglich eine Interpretation des entsprechenden Artikels, und keine rechtliche Änderung, bezwecken kann. Hierbei war von den TeilnehmerInnen Fingerspitzengefühl gefragt, um durch eine zu exzessive Interpretation keine Senkung des Schutzes durch die Genfer Konventionen zu riskieren. Es waren unter anderem diese Erkenntnisse, welche zu einer äußerst lehrreichen Erfahrung für die TeilnehmerInnen des Workshops beitrugen.
Nach der Mittagspause folgte eine „Lazy Lecture“ von Richterin Prof. Dr. Liesbeth Lijnzaad, in welcher die Vortragende in entspannter Atmosphäre über ihre Tätigkeit als Richterin beim International Tribunal for the Law of the Sea berichtete. Neben spannenden Einblicken in den Alltag und Werdegang einer Richterin wurden den TeilnehmerInnen auch amüsante Anekdoten und Erzählungen im Zusammenhang mit der Tätigkeit an einem internationalen Gericht präsentiert.
Das Institut für Völkerrecht und Internationale Beziehungen bedankt sich bei allen TeilnehmerInnen und der Vortragenden für die interessanten Diskussionen sowie den fachlichen Austausch und hofft auf ein baldiges Wiedersehen!