Assoz. – Prof. Dr. Yvonne Karimi-Schmidt: Reisebericht über die Winter School 2025 an der Universität Havanna in Kuba
Vom 8. bis 12. Dezember 2025 war ich im Rahmen der dritten Winter School auf einer Gastprofessur an der Universität Havanna. Die Winter School unter der Leitung von Prof. Dagniselys Toledano (Universität Havanna) und Dr. Renate Pirstner-Ebner wurde vom Forschungszentrum für Klimarecht Graz (ClimLaw: Graz), dem Institut für Internationales Recht und Internationale Beziehungen sowie der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Havanna organisiert.
Das Thema der diesjährigen Winter School war „International, European and Cuban Law and Climate Litigation“. In einem fünftägigen Block-Seminar wurden gemeinsam mit den jungen kubanischen ProfessorInnen Jean Alberto, Sheyla Val, Amanda Alvarez and Cosette Ramos vielfältige Inhalte gelehrt und diskutiert: Zu den diesjährigen Themen gehörten unter anderem das Gutachten des Internationalen Gerichtshofs zum Klimawandel (Juli 2025), das Gutachten des Internationalen Seegerichtshofs zum Klimawandel (Mai 2024) sowie die Klagebefugnis, der Opferstatus und die außerordentliche Gerichtsbarkeit im Kontext der EMRK.
Es waren wunderbare und sehr neugierige kubanische Studierende, die alle mit großartigen Zeugnissen abgeschnitten haben.
Havanna ist eine interessante und historische, von Kolonialzeiten geprägte Stadt voller Gegensätze: Wohlstand und Armut sind oft nur ein Häuserblock voneinander getrennt. Die Stromausfälle – sog. Blackouts – die über mehrere Stunden, oft bis zu 16, in verschiedenen Stadteilen dauern – prägen den Alltag. Die Infrastruktur der Stadt ist vielfach veraltet; dennoch gibt es ein modernes, auf neue Technologie ausgerichtetes tägliches Leben. Besonders die Jugend Havannas ist sehr interessiert und neugierig. Viele junge Leute versuchen, eine gute Ausbildung zu erhalten, um vielleicht im Ausland eine Existenz aufzubauen. Dieser Brain-Drain hat selbstverständlich negative Auswirkungen, und es ist schade, dass oft die bestens ausgebildeten jungen Leute das Land verlassen.
Aufgrund der COVID-Krise 2020/2021 ist die Wirtschaft stark geschrumpft. Der einzige lukrative Sektor, der Tourismus, hat besonders gelitten, sodass viele Hotels nicht gut ausgebucht sind. Die ökonomische Situation der Menschen wird zunehmend schwieriger. Es gibt zahlreiche moderne Hotels – eines davon wurde z.B. von saudi-arabischen Investoren erbaut. Daneben gibt es viele historische Hotels.
Die Metropole Havanna hat mehr als 2 Millionen Einwohner und ist die Hauptstadt Kubas. Es gibt wunderschöne alte Bauten aus den verschiedensten Epochen. Viele Bauwerke sind jedoch in schlechtem Zustand und verfallen.
Die erste Besiedlung Kubas durch die Europäer – Spanier – fand ab dem 15. Jahrhundert statt. Kuba ist jedoch schon sehr viel länger besiedelt, und so reichen die Spuren verschiedenster Völker viele Jahrhunderte zurück.
Es ist mir gelungen, in einer Woche einen bedeutenden Ausschnitt der Geschichte Havannas kennenzulernen. Havanna und ganz Kuba bieten aber enorm viel, und ich hoffe, wieder dorthin reisen zu können, um meine Entdeckungen fortzusetzen.
Anfang Februar wird eine junge kubanische Juristin der Universität Havanna für fünf Monate an der Universität Graz forschen. Ich freue mich schon auf ein Wiedersehen mit der Kollegin. Sie wird auch in meiner Lehrveranstaltung „International Environmental Law“ einen Gastvortrag zum kubanischen Recht halten und ich lade schon jetzt alle interessierten Studierenden ein. Details dazu werden im März 2026 auf unserer Homepage unter Aktuelles bekanntgegeben.